Freitag, 15. März 2024

Es war einmal.

In der Linzer Tagespost und im Grazer Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

                                                   
Baumschlagerreith

Linzer Tages-Post 18. Jänner 1878 
Hilflos verschmachtet und gestorben. 
Am 10. Jänner 1878 fand der Besitzer des unbewohnten sogenannten Baumschlagerreithes zu Hinterstoder, welches in der Nähe der Quelle des Steyrflusses liegt, den Knecht und Reservisten des k. k. 4. Dragoner-Regimentes, Heinrich Pieslinger, der bisher in Vordertambergau bedienstet war, tot im Zimmer liegend. Der herbeigeholte Arzt Dömök untersuchte die Leiche und erklärte, dass Pieslinger einer Schusswunde erlegen sei. Da Pieslinger ein passionierter Wilddieb war, so wird vermutet, dass er auf der Wildbahn angeschossen wurde, sich bis zum genannten Reith schleppte und daselbst gestorben sein wird. Da die Verwesung des Leichnams schon weit vorgeschritten war, so dürfte sich dieser traurige Vorfall wohl schon vor längerer Zeit zugetragen haben.

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Kriegerdenkmal in Hinterstoder
                                                    
Linzer Tages-Post 14. Februar 1926 
Hinterstoder Dilettantentheater. 
Die hiesige Theatergssellschaft, deren rührige Tätigkeit Hinterstoder eines der schönsten Kriegerdenkmäler des ganzen Landes verdankt, veranstaltete am 6. 7. und 14. Februar im „Schmalzerhof" wieder einige Vorstellungen, deren Reinerträgnis diesmal der Hinterstoder Feuerwehr zur Anschaffung einer Motorspritze zufließt. Zur Aufführung gelangte der dreiaktige Schwank „Familie Honnemann" von Otto Schwarz. Der rührigen Direktion Kinninger ist zur Wahl dieses äußerst lustigen Stückes zu beglückwünschen. Es wurde außerordentlich gut und flott gespielt und es reicht das Können einzelner weit über Dilettantismus hinaus.
So entfesselten Herr Kinniger als von sich sehr eingenommener Schauspieler Brückner, Herr Pachleitner als kurzsichtiger und daher alles verwechselnder Sanitätsrat Mümmelmann (gleichzeitig Spielleiter) und Herr Gehmair als gern mit verkehrt angebrachten Zitaten um sich werfender Verbrecher Bollerkopp wahre Lachsalven bei dem zahlreich erschienenen Publikum. Auch Herr Mehlmayer als Rechtsanwalt Hannemann, ein Junggeselle, der sich innerhalb weniger Minuten eine Familie zusammenschwindelt, und Fräulein Windscheck als gute Erbtante Jutta aus Kalkutta gaben schauspielerisch recht beachtenswerte Leistungen. Nicht unerwähnt mögen bleiben Fräulein Wieser als resche, fesche Münchner Soubrette, Fräulein Hager als liebreizendes Adoptivtöchterchen der Erbtante, Herr Windscheck als Diener Hannemanns, Fräulein Kaltenbrunner als dessen heimliche Frau und Herr Klotz als bärbeißiger Schutzmann Wendeborn, welche alle zum guten Gelingen der Aufführung beitrugen. Die Regie lag bei Herrn Pepi Wieser in den besten Händen.
Dass einige hier zur Erholung weilende Linzer, die doch gute schauspielerische Leistungen vom Landestheater gewöhnt sind, Tränen lachten, mag als Beweis dafür gelten, dass die Aufführung in allen Teilen eine äußerst gelungene war. Die Hinterstoderer können auf ihre Theatergesellschaft stolz sein.

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Links Oberförster Hummelberger, rechts Dr.Steidle

Grazer Tagblatt 21. Oktober 1928
Der Bart des Dr. Steidle. (Bundesführer der österreichischen Heimwehr) 
Wie aus Steyr berichtet wird, waren dort Gerüchte im Umlauf, die Heimatwehr werde in Steyr am 18. November aufmarschieren. Die Bevölkerung war natürlich „beunruhigt", obwohl man davon nichts merkte, aber Tatsache ist, dass Stadtrat Klement in einer Parteiklubobmännerkonferenz eine bezügliche Anfrage stellte. Das Gerücht ist auf eine Personenverwechslung zurückzuführen. 
In der Vorwoche weilte nämlich zwei Tage lang der Obmann des Oberösterreichischen Landes-Skiverbandes Oberförster Hummelberger aus Hinterstoder in Steyr. Hummelberger mag durch seinen Bart, den er trägt, zu der erwähnten Verwechslung mit Dr. Steidle Anlaß gegeben haben. 
Die ganzen Gerüchte sind auf diesen Umstand zurückzuführen.

Freitag, 8. März 2024

Was "Seinerzeit" geschah.

Im Grazer Tagblatt, in der Linzer Tages-Post und in der Zeitschrift des Alpenvereins konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

 

Oper in Paris

Grazer Tagblatt 30. Juli 1896
Bei der Aufführung der „Walküre", die Donnerstag in der Pariser Großen Oper stattfand, ereignete sich ein kleiner Zwischenfall. Im zweiten Akt, während Siegmund die ohnmächtige Sieglinde in seinen Armen hielt, sah man einen Menschen in blauer Bluse hinter einer Felsenkulisse hervorkommen und eiligst über die Bühne laufen. Die Engländer im Zuschauerraum glaubten, das sei der, der das treulose Paar belauschte, aber M. Gailbard ließ sich nicht täuschen. Er erkannte in dem Blusenmann einen Maschinisten, der sich verirrt hatte, eilte aus seiner Loge und verhängte über den Schuldigen die entsprechende Strafe. 
Dieser Vorfall erinnert an einen ähnlichen, der sich vor wenigen Monaten in der Grande Opera ereignete und von dem die Eingeweihten noch heute mit sehr zufriedenem Lächeln sprechen. 
Es war während einer „Hamlet"- Aufführung. Der Friedhofsakt hatte eben begonnen. Plötzlich erschien ein sehr modern gekleideter Mann auf der Szene. Schwarzer Salonanzug, schwarzer Hut, weiße Krawatte. Er ging bis fast in die Mitte der Bühne, dort erst bemerkte er seinen Irrtum, sah verwirrt um sich, zögerte, ging wieder ein paar Schritte und wusste nicht, was er anfangen sollte. Vor ihm befand sich ein Dekorationsstück, einen Grabhügel darstellend, circa 80 Zentimeter hoch. Regisseur, Statisten, Schauspieler, die zu beiden Seiten der Bühne am Donnerstag den 23. Juli 1896 hinter den Kulissen standen, winkten und deuteten dem Herrn, er solle sich hinter dem Hügel nieder ducken. Er gehorchte, kauerte sich zusammen und verschwand hinter dem Grabhügel. Unglücklicherweise ist der Friedhofsakt sehr lang. Der schwarze Herr bekam Krämpfe. Er machte Miene aufzustehen, er zeigte, dass er nur auf einen unbewachten Moment warte, um zu entwischen. Sobald er aber den Kopf hob rief man ihm in gedämpften Ton aus der Kulisse zu: Rühren sie sich nicht!— sie sollen ruhig bleiben!—
M. Gailbard rief hinüber: Wird der Idiot hocken bleiben?! 
Und der eingeschüchterte „Idiot" duckte sich von neuem. Endlich, endlich war der Akt zu Ende. Der Idiot kam ächzend aus seinem Versteck hervor. Der Direktor stürzte wütend auf ihn zu, aber plötzlich wich sein Grimm einer grenzenlosen Verlegenheit. Der schwarze Herr war— der Justizminister.

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Linzer Tages-Post 14. Mai 1932 
Anton Bruckner und Goisern. 
Während gegenwärtig durch Veranstaltungen großer musikalischer und anderer Feiern, besonders aus Anlass der Einweihung der Bruckner-Orgel in St. Florian die ganze Bevölkerung Oberösterreichs an die überragende Bedeutung des größten Tondichters des Landes erinnert wird, denkt man auch in Goisern gerne daran, dass der unsterbliche Meister in den Siebziger - und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts (1870/80) öfter in dem lieben, verträumten Ort weilte und hier Tage der Erholung genoss.
Wenn Bruckner, der damals bei des Kaisers Geburtstagsfeier in der Bad Ischler Pfarrkirche alljährlich die Orgel spielte, das Hofleben in Bad Ischl satt hatte, dann hielt er in Goisern für einige Tage Einkehr. Anfänglich kam Bruckner nur deshalb nach Goisern, um seinen väterlichen Freund, den Lehrer Franz Perfahl, zu besuchen, der einst, als er Schulgehilfe in Ansfelden war, den damals 13jährigen Bruckner im Violinspiel und anderen musikalischen Fächern unterrichtet hatte. Bei seinen Besuchen im Salzkammergut lernte Meister Bruckner bald die landschaftlichen Reize und Schönheiten Goiserns schätzen und lieben, so dass er fortan ein treuer Freund des lieben Tales blieb.
Wenn Bruckner nach Goisern kam, eilte er nach der ersten herzlichen Begrüßung mit seinem Freund Perfahl in die katholische Pfarrkirche. Gewaltig brausten dann die Töne in Fugen und Chorälen, in Thematen und Variationen in allen möglichen Dur- und Moll-Arten durch das Gotteshaus. Auch in der evangelischen Kirche, in der damals ein lieber Freund Anton Bruckners, der Schulmeister Fettinger, als Organist wirkte, spielte Bruckner mit Begeisterung an der Orgel, bis ihm warm wurde; dann zog er gewöhnlich seinen Rock aus. Nach einem Spaziergang kehrte Bruckner gern in der „Goiserermühle", einem beliebten, alten Gasthof ein, in dem die damals über die Grenzen des Salzkammergutes hinaus bekannte, tüchtige Wirtin, Frau Klackl, ihren Gästen so vortrefflichen Kaffee vorsetzte, dass ihn Bruckner nie in seinem Leben vergaß.
Wenn Bruckner auf den Orgeln in Goisern gespielt hatte, streikten sie meist am anderen Tag, denn sie waren nicht so fest gebaut, dass sie das gewaltige Spiel Bruckners ohne Beschwerden ausgehalten hätten. Oft musste ein Orgelbauer geholt werden, der die Instrumente in sorgfältige und erfolgreiche Behandlung nahm. Bruckner kam viele Jahre hintereinander nach Goisern, bis der Tod Perfahls den Freundesbund löste. Von den Goiserern, die mit Bruckner in nähere Berührung kamen, lebt nur noch einer: der Sohn des Schullehrers Perfahl, der pensionierte Gerichtsbeamte Franz Perfahl, der sich heutzutage noch freut, dass er für den großen Bruckner als Jüngling die Orgel aufziehen durfte, auf der er heute selbst mit Fleiß und Liebe den Organistendienst versieht.
Ist auch die Orgel in der katholischen Kirche in Goisern vor mehreren Jahren umgebaut bzw. erneuert worden so spricht man trotzdem noch immer von der Orgel Bruckners. Jene in der evangelischen Kirche ist ebenfalls schon sehr reparaturbedürftig und wird früher oder später umgebaut werden müssen. Unvergessen aber wird bleiben, dass auf ihr der größte Tondichter Oberösterreichs durch sein Spiel Gott den Schöpfer lobte.

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Dr.Fritz Benesch (geb.1868, gest.1949)
Alpinist, Schriftsteller und Fotograf.

Vom Stodertal -  aus der Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins: Text 1912
Aus dem Toten Gebirge von Dr. Fritz Benesch
Die Stoderer schreiben die Entstehung der Kreidenlucke dem überall aushelfenden Teufel zu. Dem sollen einst— es ist schon lange her,— die Leute von Hinterstoder zu fromm gewesen sein, so dass sein Geschäft ins Stocken geriet. Als alle Lockmittel nichts halfen und sich keine Seele mehr ergattern ließ, beschloss er, das ganze Tal zu ersäufen. Er machte sich daran, den Kleinen Priel und den Steyrsberg auf der anderen Seite der Stromboding übereinander zu werfen, hatte aber seine Kraft doch überschätzt, denn über ein paar Felsblöcke, die man heute noch unten an der Steyr sieht, kam er nicht, trotzdem ihm der schwarze Schweiß so herabrann, dass daraus der heutige Schwarzbach entstand. Da stampfte er in ohnmächtiger Wut auf den Boden, dass man den „Teufelstritt“ heute noch sieht und fuhr unter dem üblichen Gestank durch den Berg in die Hölle. 
Das Loch, das aus dieser Kraftleistung entstand, ist die Kreidelucke. Später soll auf irgend eine Weise ein Schatz hineingekommen sein. Er füllt eine eiserne Kiste, und darauf sitzt ein schwarzer Hund, der den Schlüssel dazu im Maul trägt. 

Auf die Stoderer mochte der Teufel überhaupt schlecht zu sprechen gewesen sein, denn von ihnen wurde er schon einmal scheußlich hinters Licht geführt. Schloss er da einmal mit den Bauern einen Vertrag, wonach er ihnen Reichtum zu verschaffen versprach, wenn sie ihm die Hälfte ihrer Feldfrüchte gäben. Als ihn die Bauern dann fragten, welche Hälfte er wolle, wählte er die obere, weil er sie für die bessere hielt. Da bauten die pfiffigen Bauern nur Rüben und der Teufel erhielt die Blätter. Voll Wut forderte er nun für das nächste Jahr die untere Hälfte der Feldfrüchte. Aber diesmal säten die Bauern Weizen und gaben dem dummen Teufel die Stoppeln, so viel, dass er seitdem die Hölle damit heizt. 

Heute sollen die Stoderer nicht mehr so fromm sein und es wie die Leute vom Hinterberg auf der steirischen Seite halten, wo man nach Rosegger die dritte göttliche Tugend gar zu gerne ins Irdische übersetzt. Das hindert nicht, dass sich die lebenslustige Almerin (Sennerin) doch nebenbei auch für ihren „Zukünftigen“ interessiert und in finsteren Nächten die Zaunstecken zählt, als da um ihre Hütte schlanke, dicke, krumme und gerade, kropfige und bucklige stehen und beim neunten die verlockende Gestalt des Ersehnten mit bebenden Fingern erforscht. Aber auch die „Manderleut“ haben ihre schwachen Seiten. Besonders die Jäger wissen davon viel zu erzählen. Nennt man ja hier die Wilderer einfach „Schützen“. Und welche Schlauheit, welches Raffinement diese Schützen entwickeln, hat einmal eine Ausstellung in Steyr gezeigt. Bei dieser hatte das dortige Kreisgericht in einem eigenen Saal eine Sammlung von Waffen und sonstigen Jagdgeräten ausgestellt, die im Strafverfahren den Wilderern abgenommen worden waren. Die Jury konnte nicht anders, als diesem seltenen Arsenal die höchste Auszeichnung zu geben; so viel raffinierte Schlauheit und Geschicklichkeit war da angewendet worden, um die primitivsten Geräte zu tödlichen Waffen zu machen.

Freitag, 1. März 2024

Was Menschen wollen

Im Tagblatt und im Neuen Wiener Tagblatt  konnte man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Leonhard Euler (geb.1707, gest.1783)
Schweizer Mathematiker, Physiker, Astronom.


Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 21. Oktober 1869
Zu dem Mathematiker Euler kam eines Tages ein Pfarrer und sagte:
„Herr, es ist aus, alle Religiosität ist aus dem Volke geschwunden, ich habe heute über alle Schönheiten der Schöpfung vorgetragen und habe alle meine Beredsamkeit angewendet, den Leuten zu sagen, wie schön doch die Welt ist, in der sie leben und die Leute haben gegähnt und sind eingeschlafen.“
„Nun", sagte Euler, "ich will Ihnen raten, schildern Sie den Leuten mit Ihrer Beredsamkeit die Welt nicht so, wie man vor einigen tausend Jahren die Welt gemeint hat, dass sie sei, sondern schildern Sie sie so, wie wir jetzt wissen, dass sie wirklich ist, sagen sie ihnen, dass die Sonne 1,200.000 Mal größer ist als die Erde, sagen sie ihnen, dass das Licht 42.000 Meilen in der Sekunde macht und drei Jahre braucht, um von dem nächsten Fixstern zu uns zu kommen.“

Am nächsten Tag kam der Pfarrer wieder und sagte: „Herr, ich bin in Verzweiflung, ich habe Ihren Rat befolgt und die Leute haben sich zu Ausdrücken der Begeisterung hinreißen lassen, welche dieser heiligen Stätte nicht würdig waren.“

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Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 10. August 1874
Wir kennen eine geschichtlich verbürgte Anekdote über die Gründung einer Akademie der Wissenschaften in einem vormaligen deutschen Kleinstaat.
Der hochherzige Fürst eröffnet als Stifter der Akademie die erste Sitzung, indem er den Gelehrten folgende Frage vorlegte: „Wie kommt es, dass ein Gefäß mit Seewasser, bis an den Rand gefüllt, nicht überfließt, wenn man einen Meeresfisch hineingibt, dagegen aber sofort überläuft, wenn ein Flussfisch hineingegeben wird?“
Die Physiker und Zoologen zerbrachen sich die Köpfe, sie rieten hin und her, stellten Hypothesen zur Erklärung dieser Naturerscheinung auf, erhitzten sich im Streit gegeneinander, schalten sich gegenseitig Dummköpfe und Esel – nur ein einziges Mitglied saß still und gab kein Votum ab. "Was meinen sie dazu?" fragte der Fürst den stummen Zuhörer. "Durchlaucht", erwiderte dieser, "verzeiht mir die Frage, haben Durchlaucht sich höchst selbst davon überzeugt, dass die Geschichte mit dem Fisch wahr ist?“ Da lachte der Fürst und sprach: „Das ist der einzige richtige Forscher unter euch, der nicht früher nach der Ursache grübelt bis er sich von der Existenz der Erscheinung überzeugt hat.
Die Fischgeschichte ist eben nicht wahr, ist von mir ersonnen worden“.
Die Physiker und Zoologen sahen sich einander verdutzt an – und nun begannen sie erst recht darüber zu zanken, wer von ihnen der größere Ignorant, und wer dann Recht gehabt hätte – wäre nur erst die Geschichte wahr gewesen.

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Alexandre Dumas (geb.1802, gest.1870)
Französischer Schriftsteller

Die Melonenrente Alexandre Dumas.
Der Redakteur von "La Renaisiance" Henry Lapauze erzählt in seiner Zeitschrift folgende hübsche Anekdote von Alexandre Dumas. Besonders gerne ass Alexandre Dumas, der ein echter Gourmet war, Melonen, besonders jene aus der Gegend von Cavaillon.
Eines Tages besuchte ihn ein Mitglied des Gemeinderates von Cavaillon um von ihm einige Exemplare seiner Werke für die Gemeindebibliothek zu erbitten, „Gut, gut," sagte Dumas, „ich werde Ihnen von allen meinen Werken je ein Exemplar schicken, ungefähr fünfhundert Bände", er übertrieb ein bisschen, "aber ich fordere dafür eine Jahresrente von zwölf Cavaillon-Melonen."
Dumas Forderung wurde bewilligt. Alle Melonenzüchter von Cavaillon wetteiferten miteinander das Versprechen ihres Gemeinderates zu erfüllen und so erhielt Dumas viele Jahre hindurch bis an sein Lebensende regelmäßig seine Melonenrente.

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Tagblatt 8. März 1931 Ärzte-Anekdote.
Ein junger Mann bittet einen Arzt um eine diskrete Unterredung und stellt das folgende Verlangen: „Ich hätte gern von Ihnen eine ausgiebige Bluteinspritzung von einem Chinesen, einem Neger oder sonst was Ausgefallenem!"
„Nanu, warum denn das?" „Ich habe in der Zeitung die interessanten Artikel über Blutgruppen und Vaterschaft gelesen. Nun komme ich möglicherweise selbst in die Lage, mich einer solchen Untersuchung unterziehen zu müssen und da möchte ich mich gern vorher weitgehend umgruppieren."

Freitag, 23. Februar 2024

Alte Zeitungsgeschichten

Im Linzer Volksblatt und im Prager Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.



Linzer Volksblatt 16. September 1917
Auszug aus dem Artikel Urlaub, der das Stodertal vor rund 100 Jahren beschreibt.
„Mostschädel" nennen manche Leute geringschätzend den Oberösterreicher. Mostschädel! Ja, hätte der Kaiser nur lauter Mostschädel in seinen weiten Landen, nichts Besseres könnte er sich und wir ihm wünschen. Und zwischen Wald und Obstgarten schimmert golden das Korn, dort und da Weizen, Hafer; „böhmische Weintrauben" lassen sich auch gut an; man nennt sie hier Erdäpfel.
In diesem einsamen, wunderschönen Tal lebt ein gesundes, kräftiges Volk; wortkarg, aber freundlich, heiteren Sinnes, das dem Fremdling nie den Gruß versagt und arbeitsam, genügsam und hellen Kopfes seinem Boden den Lebensunterhalt abringt. Das die Leiden und Freuden seiner Heimat auskostet und erträgt mit jener Ruhe, wie sie eben den Gebirgler auszeichnet.
Mitten im Tal liegt anmutig hingebettet das freundliche Dörfchen mit dem kleinen Gotteshaus, dem Schul- und Pfarrhaus, Wirts- und Kaufmannshaus und dem Postamt. Telegraph und Telephon bringen den lieben Deinen zu Hause in wenigen Minuten Gruß und Nachricht und gleich auch die Antwort wieder. Und am Kirchenplatzl steht am Sonntag alt und jung, Männlein und Weiblein einträchtig beisammen und plauschen von diesem und jenem. Dann kommt der Briefträger und gibt denen, die gar weit auf den Bergen oben hausen, die Botschaft, die für sie in der vergangenen Woche in das stille Tat gefunden hat. Und abends wenn des Mondes silberhelle Scheibe am Himmel aufzieht, rauscht leise das Flüsschen durch das Tal, in den Bäumen säuselt und raunt es, die Blümlein all' recken und strecken sich und lassen sich vom Vater Mond den Gute Nacht-Kuss geben. Vater Mond küsst so lind und leise, er dürft schon ein Großvater sein. Da ist Frau Sonne schon viel leidenschaftlicher; sie küsst in heller Glut, dass gar manchem Blümlein das Köpfchen welkt. Und so ging es hier zu: Bei Tag im herrlichen, sonnendurchleuchteten Tal, das linder Duft und prächtige Luft durchzieht, behütet von trutzigen Berggestalten, die Gott als Riesenwälle gegen Nord und Süd und West ausgestellt, nachts hilft des Flüsschens Rauschen in das Traumland der Wunder hinüber. Und leise segelt dann der alte, gute Mond über die öde Fläche des Hochgebirges hinüber und sieht verwundert über all das versteinerte Getier herunter, das er schon gesehen, als es noch lebend die Gegend bevölkerte.
Und als ich kurze Zeit in dem Wunderland lebte, spürten Füße, Hände, Arme, Herz, Muskeln und das rote, warme Blut den Zauber des gottbegnadeten einsamen Tales und sie alle gaben die „passive Resistenz" bedingungslos auf.
Ich spürte wie mir allmählich die Flügel wieder wuchsen und dass ich wieder imstande sei, dem Herrn, der dieses Eden geschaffen, meinen tiefgefühlten Dank auf der höchsten Spitze des Hochgebirges selbst abzustatten. Ich war aber weder in Indien, noch in Ägypten, noch in der Schweiz, sondern nur in dem viel zuwenig- bekannten: Hinterstoder!
Schmalzerhof, 30. August 1917. Carl Eckart.

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Alexandre Dumas (geb.1802, gest.1870)
 
Prager Tagblatt 16.12.1920
Anekdote von Alexandre Dumas.
Dumas Großmutter war bekanntlich eine Mulattin. Als einst ein Journalist zu Dumas kam um ihn zu interviewen spielte er auf diese Tatsache an. Und fragte,“Ist es wahr Meister, dass ihre Großmutter eine Mulattin war. Da antwortete ihm der berühmte Dichter gereitzt und ungeduldig: “Ja mein Herr, meine Großmutter war eine Mulattin, meine Urgroßmutter eine Negerin und deren Eltern waren Affen. Meine Familie hat dort angefangen wo die ihre aufgehört hat.“

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Anekdote:
Die ehemalige Prinzessin Sch. ist ebenso fromm wie wohlerzogen. Sie geht durch ihren Wald. Ein Förster, den sie leutselig anspricht, klagt über die neuen hässlichen Zeiten. „Wäre es denn früher möglich gewesen, Durchlaucht, dass die Liebespaare schon an Wochentagen im Wald verschwinden? Und wissen sie was das Gesindel heutzutage im Wald macht. Die Prinzessin erbleicht und errötet.
„Sie werden es nicht glauben, Durchlaucht, was diese gottlosen Menschen im Wald tun:...sie rauchen!“

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Prager Tagblatt 2.Oktober 1896 
Ein seltsames Abenteuer wird aus Rom mitgeteilt: Der Genueser Handelsreisende Bolognini, der sich erst vor Kurzem mit einem hübschen jungen Mädchen vermählt hatte, musste bei Ausbruch des Krieges gegen Menelik (Kaiser von Äthiopien) als Militärpflichtiger nach Afrika ziehen. Bei einer Belagerung kam er zwar mit dem Leben davon, dagegen ereilte ihn ein Telegramm, welches ihm in dürren Worten mitteilte, dass seine Gattin ihn für gefallen wähnte und aus Verzweiflung Selbstmord begangen habe. 
Nach dieser Trauernachricht zog es Bolognini nicht mehr so sehr nach der Heimat. Als er nach einigen Monaten wieder italienisches Land unter die Füße bekam, ging er auch nicht nach Genua, seinem Wohnort, sondern besuchte erst seine Eltern in Cagliari (Sardinien), um im väterlichen Haus das Geschehene zu vergessen. Geschäfte führten ihn aber schließlich doch nach Genua, und dort erfuhr er zufällig von einem Freund, dass seine Frau offizielle Nachricht von seinem erfolgten Tod erhalten und bereits einen Anderen geheiratet habe. Bolognini setzte sofort alles in Bewegung um den Aufenthalt seiner Gattin zu erfahren und es gelang ihm auch bald, sie im kleinen Ort Calvizzano zu entdecken.
Nun stellte es sich heraus, dass die Beiden dem Schurkenstreich eines ehemaligen Verehrers der Frau zum Opfer gefallen waren. Dieser ließ der Frau eine gefälschte offizielle Todesanzeige zugehen und sandte andererseits dem Gatten die falsche Anzeige vom Selbstmord der Frau. Bald darauf gelang es ihm, die „Witwe" zu überreden, ihn zu heiraten. Der gewissenlose Intrigant ergriff die Flucht, als er den ersten Mann in seinem Haus erblickte, während das wiedervereinigte Paar, voll des Glückes, nach Genua segelte.

Freitag, 16. Februar 2024

Was heute Autos sind, waren damals Pferde- oder Ochsenwägen.

Was heute Autos sind, waren bis vor rund 100 Jahren in einem Bauernhaus Pferdekutschen oder Ochsenkarren, wie man einem Leserbrief aus einer Salzburger Zeitung von 1890 entnehmen kann. Als zugkräftige, sparsame Wägen wurden Ochsengespanne für Transporte und als empfehlenswert für Kirch- und Behördenwege sind Steirerwagerl mit einem Pferd angesehen worden.

Einmal kommt die Zeit, in der auch die einst so begehrten Fahrzeuge und Arbeitsgeräte der bäuerlichen Vorfahren ausgedient haben. Sie werden vergessen, weggeworfen und verrotten. Ein Bauer erzählt:  

"Es ist das der Luxus der unnötigen Pferde, der Luxus bei Hochzeiten, Leichenbegängnissen und dergleichen. Für das Gebirge sind kräftige Ochsen die beste Zugkraft des Bauern. Fütterung, Hufbeschlag, Sattler-, Schmied- und Wagnerrechnunqen sind bei Gebrauch von Ochsen weit billiger, als bei Pferden. Wenn ich Ochsen als Zugtiere nicht mehr gut verwenden mag, so kann ich sie mästen und der Fleischhauer bezahlt mir ein nettes Sümmchen dafür. Und ein Pferd, wenn das einmal anfängt zu altern, so ist es von Jahr zu Jahr weniger und endlich gar nichts mehr wert. Freilich kann die Bäuerin mit Pferden und „feschem Zeugs" in Kirche und Stadt fahren, während Mutter und Großmutter noch zu Fuß gingen. Der Bauer fährt auf jeden Markt im Umkreise, zu jeder politischen Versammlung; so mancher Bauer gerät dadurch in's Wirtshausleben und — geht zu Grunde.
Ich lasse mir ja gerne in einschichtig gelegenen Bauernhäusern ein Pferd und ein Steirerwagerl gefallen, wo es die Wirtschaft trägt. Aber den reichen Großbauer nachäffen, dort, wo der Schmalhans Stallmeister ist, mit zwei Pferden und Landauer (viersitzige, gefederte Kutsche) in den Markt fahren, wo Sparkasse, Vorschussverein und Steueramt fort und fort schon ungeduldig zu Zahlungen drängen, das tuts nicht überall! Ich bin gewiss ein religiös gesinnter Mann und halte meine Anverwandten im Grabe in Ehren. Wenn aber ein Bauer, eine Bäuerin stirbt, ein paar hundert oder tausend Gulden hinterlässt, auf die schon Kinder oder Enkel mit schwerem Herzen warten, um nicht unter den Hammer zu kommen (der Hof wird versteigert) — dann ist und bleibt eine "Ganz-Konduktleiche" (großes Begräbnis) ein Luxus. Auch bei Hochzeiten könnten es manche Bauern, die ihr Anwesen mit schweren Schulden übernehmen müssen, „etwas stader (ruhiger) geh'n lassen." Sparen muss man, wo man sparen kann und ein wirtschaftliches Opfer bringen dort, wo es sich lohnt, wie z. B. sich einen ordentlichen Viehstall, eine gute Düngerstätte, ein gesundes, freundliches Wohnhaus herrichten, Ochsen halten, wo ein Pferd nicht hingehört; bescheiden leben muss der Bauer, christlich sterben und sich standesgemäß als guter Wirtschaftsmann und nicht kavaliermäßig begraben lassen".

Gemälde: Dr.Wladimir Iwasiuk









Samstag, 10. Februar 2024

Abschied von Herrn Oberförster Johann Kainz am 10.2.2024

 











                                                            Fotos: Traude Schachner