Samstag, 21. September 2013

Gerwin Eder, Schutzhauswirt und Bergführer aus dem Stodertal.

              
Manchmal, wenn man im Stodertal in einem Gastgarten sitzt und eine Bergsteigergruppe mit ihren Gipfelsiegen prahlen hört, kann es vorkommen, dass am Nebentisch ein älterer Herr still und versonnen vor sich hinlächelt. Dieser ältere Herr ist Gerwin Eder, der hochdekorierte Bergführer und langjährige Wirt vom Prielschutzhaus in Hinterstoder.
Gerwin Eder, Jahrgang 1926, wuchs in Gosau auf, wo sein Vater Gemeindearzt war.
Bereits als 10jähriger bestieg er mit seinem Vater zum 1. Mal den Dachstein und von da an wusste er, dass die Berge ein Teil seines Lebens sein werden.
Nach dem Krieg bewirtschaftete er mit seiner Gattin Paula von 1953 bis 1965 das Prielschutzhaus auf 1420m. Damals gab es noch keine Materialseilbahn und er musste täglich um halb sieben in der Früh mit 2 Mulis (Maultiere, das ist eine Kreuzung zwischen Pferd und Esel) zum Einkauf in den Ort gehen. Alle 6 Wochen mussten die Mulis vom Ferstl Schmied in St. Pankraz beschlagen werden. Seine Gattin Paula, die mit ihm die Liebe zu den Bergen teilte, wuchs im Riemannhaus, auf  2130m Höhe, im steinernen Meer auf. Ihre Eltern bewirtschafteten dort das Schutzhaus.
Zu seinen Bergkameraden gehörten viele berühmte Bergsteiger wie z.B. Hermann Buhl, der Erstbesteiger des Naga Parbat, 8125m ( im Jahr 1953) und Wiggerl Vörg, Erstbesteiger der Eiger Nordwand (im Jahr 1938 durch Heckmair, Vörg, Harrer, Kasparek).

Als nach und nach die Kinder Hildegard, Engelbert und Ulli das Licht der Welt erblickten, baute Gerwin für die Familie ein Haus in Hinterstoder. Wenig später beendete er seine Ausbildung zum Bergführer, machte seine Berufung zum Beruf, und begann 1965 in der größten Alpinschule in Innsbruck, für Hannes Gasser zu arbeiten.

Von März bis November führte er Bergsteiger auf die mächtigsten Berge Europas. Er bestieg z.B. 44x den höchsten Berg Europas, den Mont Blanc, 4810m, 26x das Matterhorn und mehr als 20x den Großglockner. Von den insgesamt 82 Viertausendern in den Alpen bestieg er mehr als 60. Auf dem Dachstein war er 109x und wie oft er auf Priel und Spitzmauer war, kann er nicht mehr zählen. Alle seine Gäste brachte er immer gesund und wohlbehalten von den Bergtouren zurück.
Nur einmal war er in höchster Lebensgefahr. Auf dem Ortler, in der Nähe von Bormio, stürzte er 15m tief in eine Gletscherspalte. Als er nach 5 Stunden gerettet wurde, hatte er nur mehr 27 Grad Körpertemperatur.
Für seine Verdienste, die Bergung von mehr als 100 Bergsteigern oft aus gefährlichsten Situationen, erhielt er vom Alpenverein die höchste Auszeichnung „das grüne Kreuz“. Diese Auszeichnung bekamen nur wenige Österreicher. Vom Berg und Schiführerverband wurde er zum Ehrenbergführer ernannt.
In den Wintermonaten war Gerwin Eder 50 Jahre lang Schilehrer in St.Johann.

Mit vielen seiner ehemaligen Schützlinge ist er heute noch in gutem Kontakt. 


Großer Priel 2515m mit Prielschutzhaus
  
Schutzhaus in den 1950er Jahren

Gerwin Eder in den 1950er Jahren 

Paula Eder in den 1950er Jahren


Die Maultiere in der Schmiede Ferstl in St. Pankraz

Gerwin Eder mit seinen Maultieren auf dem Weg zum Einkauf

Gerwin Eder als Bergführer

Gerwin Eder

Gerwin Eder als Pensionist




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