Samstag, 23. Mai 2015

Maultrommeln aus Molln sind UNESCO-Weltkulturerbe

Ganz in der Nähe vom Stodertal, auf der Straße nach Steyr, liegt die Ortschaft Molln. Hier werden seit dem 15. Jahrhundert Maultrommeln oder wie sie noch genannt werden "Brummeisen" erzeugt. Diese besonderen Musikinstrumente werden in ähnlicher Form auch in Ostasien bespielt.

Das Maultrommelspiel ist schon vor zwei Jahren ins immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden. Nun wurde diese Auszeichnung auch der Maultrommelerzeugung in Molln zuteil. 200.000 Maultrommeln werden jährlich in Molln erzeugt und in alle Welt exportiert.

Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte der Maultrommeln. Im 16. und 17. Jahrhundert, als es noch die Todesstrafe gab, sollte eine Frau namens Barbara am Scheiterhaufen als Hexe verbrannt werden. Damals begnadigte das Gericht alle, die etwas erfanden, dass es bis dahin noch nicht gab. So bastelte in Aufregung und Todesangst diese Barbara ein summendes Gebilde aus Bambus und Hölzchen, dem sie Töne entlocken konnte und weckte durch den außergewöhnlichen Klang die Milde des Richters, der sie darauf hin begnadigte. Geschickte Handwerker griffen diese Idee auf und begannen die Maultrommel aus Eisen und Stahl zu produzieren.
Belegbar wird die Maultrommelerzeugung erst im Jahr 1679 mit dem Erlass der Handwerksordnung für Maultrommelmacher durch die Herrschaft Steyr. Damit beginnt die Geschichte der Maultrommel in Oberösterreich.
In den folgenden Jahrhunderten erzeugten bis zu 40 Meister in ihren Familienbetrieben mit 200 Bediensteten mehrere Millionen Stück Maultrommeln jährlich. Die Maultrommeln wurden in den Wohnstuben der "Brummeisenerzeuger" hergestellt.
Es war üblich, dass die ganze Familie, auch die Kinder, mithalfen und die Stube wurde so zur Arbeits- und Wohnstätte zugleich. Bis zu 36 Handgriffe waren notwendig um eine Maultrommel zu fertigen, die ausschließlich händisch hergestellt wurde. Maschinen gab es zu dieser Zeit noch nicht.
Es wird erzählt, daß damals alle Burschen nicht nur einen Taschenfeitl (Messer) in der Hosentasche, sondern auch eine Maultrommel eingesteckt hatten. Sie spielten sie bei ihrer Angebeteten am Fenster. Die Mädchen konnten dem erotisierenden Klang der Maultrommel nicht widerstehen und öffneten die Fenster. Zu dieser Zeit wurden viele ledige Kinder geboren. Die katholische Kirche, die große Macht hatte, verbot aus diesem Grund im Jahr 1856 das Spiel mit der Maultrommel beim Fensterln gehen unter Androhung strenger Strafen. Dieses Verbot hielt allerdings nur 2 Jahre lang.
Am Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung der Maultrommel etwas ab und heute beschäftigen sich nur noch drei Familien in Molln mit der Herstellung von Maultrommeln.

Maultrommeln

Konzert von Musikhaus Schwarz, Molln, in Neupernstein



Asiatische Maultrommelspieler


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