Dienstag, 22. September 2015

Von der Hochzeitsfeier unserer Vorfahren im Stodertal


Wie vor 100 oder 150 Jahren Hochzeit gefeiert wurde können Sie hier im 2.Teil nachlesen.

Nach der Trauung war der Platz der Braut an der linken Seite ihres Mannes. Die weltliche Feier wurde mit dem Ehrentanz, meist um 12 Uhr eröffnet. Der Zubräutigam tanzte zunächst alleine mit der Braut drei "Landlergsetzln", trat aber statt des "Radls" zwischen den "Gsetzln" zurück und zog vor dem zuschauenden Bräutigam den Hut. Nach dem 3. "Gsetzl" übergab er die Braut dem Bräutigam und sagte mit einer Verneigung "Danke schön, viel Glück und ein langes Leben". Nun tanzte der Bräutigam mit der Braut und der Zubräutigam mit der Zubraut. Erst nachher durften alle anderen Gäste  tanzen. Nach dem Ehrentanz begann die Hochzeitstafel, die das Fest in Abständen bis in die späte Nacht begleitete. Die einfachste Form war die eines Mittagessens, einer Jause und eines Nachtmahls. Folgendes Beispiel soll die Speisenfolge großer Hochzeiten vergangener Tage aus dem Stodertal illustrieren:

1. Rindsuppe mit Nudeln, Frittaten oder Semmelbröselknödel
2. Rindfleisch mit Semmelkren
3.Schnürkrapfen aus Mürbteig
Pause
4.Sauerkraut mit Krenwürstl, weiße Würstl oder gebackene Laibchen
5.Einmachsuppe mit Semmelbröckerln
6. Schweinebraten mit Salaten
7. Torte
Pause
8. Kalbsbraten mit süßen und sauren Salaten
9. Butterkrapfen oder Strauben
10. Weinkoch oder fettes Schmalzkoch mit gedünstetem Obst
11. Bauchwuzlkoch (ein Mehlmilchkoch mit Rosinen und Verzierung aus Zimtstaub)
Rindfleisch und Kren hatten symbolischen Charakter und sollten vor Krankheit schützen.

Das Hochzeitsfest war aber noch lange nicht zu Ende. In den Pausen zwischen dem Essen wurde getanzt und manchmal auch die Braut gestohlen. An der Hochzeitstafel selbst nicht teilnehmende Gasthausbesucher entführten die Braut in ein anderes Gasthaus und gaben sie erst frei, wenn der Bräutigam oder Zubräutigam sie gefunden hatte und die angelaufene Zeche bezahlt wurde.
Beim "Kranzltanz" im Stodertal nahmen alle unverheirateten Mädchen und die "Kranzljungfrauen" teil. Sie trugen künstliche Myrtenkränze und einen Rosmarinzweig im Haar. Ein Mädchen mit Kind durfte nur einen halben Kranz von Ohr zu Ohr tragen. Jeder Besucher war stolz eine Kranzljungfer zu haben. Wenn Kranzljungfrauen keinen Tänzer fanden, mußte der Zubräutigam einen beschaffen. Der Kranzltanz war ein Ländler, an dessen Ende ein Kranzl übergeben wurde. Daher auch die häufigste Frage der Burschen: "Wem hast Du das Kranzl abgetanzt?" Nach dem Tanz hielt der Tänzer sein Mädchen frei und mußte (oder durfte) sie später nach Hause bringen. Den Kranz brachte er heim, denn wer keinen hatte, von dem hieß es "er treibt den Bock heim".

Den Abschluß bildete der "Polsterltanz" der Ledigen. Ein Tänzer und eine Tänzerin  küßten sich auf einem Polster knieend und schieden aus. Wenn nur mehr wenige tanzten wurde mit einem Besen "Kehraus" gemacht. Es war keine Ehre dabei zu sein. Vom Rest der Speisen nahm sich jeder ein "Bschoadbinkerl" mit heim.




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