Freitag, 5. August 2016

Eine Bauernmagd erzählt wie es früher einmal war.

Das Leben der Mägde und Knechte am Bauernhof vor rund 100 oder 150 Jahren kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Auf den Bildern von Malern der Biedermeierzeit, oder auch später, sieht man meistens harmonische freundliche Bauernfamilien mit ihrem Personal abgebildet.
Dass die Wirklichkeit oft ganz anders war hat eine Bauernmagd aus dem Stodertal damals aufgeschrieben.

Viele junge Mägde hatten uneheliche Kinder. Das hatte aber meistens nichts mit unmoralischem Lebenswandel zu tun. Junge, gut aussehende Mägde waren auf vielen Bauernhöfen Freiwild für die Knechte und besonders für den Bauern. Der Bauer und manche Knechte, die Vorgesetzte der Mägde waren, konnten die Mädchen scheußlich schikanieren wenn sie nicht willig waren.
Man sagte früher, wenn sich Dienstboten einen Dienstplatz aussuchten, sollten sie schauen wie Hund und Katze ihren Platz haben. Wenn Hund und Katze es gut hatten ging es auch den Dienstboten gut. "Weniger Verdienst und dafür Platz für das Kind" war auch eine wichtige Lebensweisheit für Mägde mit ledigem Kind. Für ledige Mütter, bei denen der Vater des Kindes nicht auffindbar war, bezahlte die Gemeinde damals (ca.1930) im Monat 10 Schilling Alimente - (entspricht einer Kaufkraft von heute ca. 28€). 
Einstandstermin, an dem Dienstboten den Arbeitsplatz wechseln konnten, war in erster Linie Maria Lichtmess 2. Februar, aber auch Jakobi 24. April, Georgi 25. Juli und Michaeli 20. September.
Die männlichen Dienstboten waren dem Rang: nach der Moar, der Prügelknecht der Stümmel der Fasser, der Rossknecht, der Ablader, der Ochsler und der Lauf (siehe auch Beitrag vom 5.12.2015). Die weiblichen Dienstboten waren: die Schwoagerin, die Hausdirn, die große und die kleine Kuhdirn (siehe Beitrag vom 8.12.2015).      
Beim Essen gab es kaum Abwechslung. Schottsuppe, Sterz, Knödel und Nockerl bestimmten den Speiseplan.
Gearbeitet wurde im Sommer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Im Winter waren durch die schlechteren Lichtverhältnisse weniger Arbeitsstunden.
Da Arbeitsplätze schwer zu finden waren wurde die Not der Dienstboten ausgenützt und sie wurden oft sehr schlecht behandelt. Rechte hatten sie praktisch keine.
Die Milchsuppe zum Frühstück wurde aus Magermilch gekocht und hatte eine bläuliche Farbe. Die Knechte nannten sie deshalb "die blaue Donau". Gegessen wurde gemeinsam aus einer Schüssel. Jeder hatte einen Löffel. Aufbewahrt wurde der Löffel in einem Fach unter der Tischplatte.
Zum Kochen wurde oft Rinderfett verwendet das man "Insling" nannte. Das Fett stank fürchterlich und wurde auch von Tischlern als Schmierprodukt genommen. Butter wurde kaum selbst verwendet. Butter wurde verkauft. Nach dem Schlachten wurden die Därme umgedreht, mit heißem Wasser gespült und anschließend wochenlang in kaltes Wasser gelegt. Dann wurden sie fein geschnitten und daraus eine Art Beuschel gekocht.  Das Essen war oft karg und schlecht. Der Hunger gehörte zum täglichen Leben.
Manchmal gab es fettes Selchfleisch mit Kartoffel. Das Fleisch roch und schmeckte grauslich. Fleischfliegen hatten schon ihre Eier darinnen abgelegt und daraus wurden Maden. Es gab damals ja noch keinen Kühlschrank. Nach dem Essen wurde der Löffel mit dem Tischtuch, wenn es eines gab, abgewischt und unter der Tischplatte verstaut und gebetet: "Wir danken Dir Herr Jesus Christ, daß Du bei uns gewesen bist. Amen." Dann ging die Arbeit weiter.

Gemälde von Ferdinand Georg Waldmüller (geb.1793, gest.1865)

ca.1920





   

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