Mittwoch, 5. Oktober 2016

Kirtag in Hinterstoder vor rund 100 Jahren

Erinnerungen an meine Zeit als Schulmädchen vom Kirtagsbesuch, wie es damals war.
"Ein wunderschönes Fest, auf das wir uns alle schon lange vorher freuten, war der Kirtag in Hinterstoder am 6.Oktober. Nach der Messe stellten sich die Männer am Platz vor der Kirche zusammen und besprachen lang und breit die Ereignisse in Haus und Hof. Es wurde über Saat und Ernte gesprochen, über das Vieh, wer etwas zu verkaufen hatte oder welche Kuh einer auf den nächsten Markt trieb. Von den Verkaufsständen roch es würzig nach Würsten und türkischen Honig.
An den Buden konnte man sich mit allerlei Waren eindecken. Männer kauften Tabak, Nägel und Eisenzeug, Frauen besorgten Schuhbänder, Schürzen, Stoffe, Zylinder für Öllampen und Geschirr. Für uns Kinder waren die Zuckerl in großen Gläsern und verschiedenen Farben besonders begehrt.Vater kaufte uns Zuckerl in Stanitzl verpackt. Manchmal bekamen wir auch eine Schaumrolle oder Kokosbusserl. Die Mutter bekam Spangen für die Zöpfe und ein Lebzeltherz mit Spruch. Wir Kinder bekamen noch Lakritzenstangerl, die wir Bärendreck nannten und von denen unser Mund und die Lippen ganz schwarz wurden..
Mich und meine Geschwister fragten die Erwachsenen aus was wir tun, ob wir brav sind und in der Schule brav lernen. Uns war inzwischen schon das Wasser im Mund zusammengelaufen von all den guten Gerüchen, die aus der Gaststube vom "Gasthaus zur Post" kamen. Wir konnten es nicht erwarten bis Vater mit uns hineinging um eine dampfende Nudelsuppe zu essen. Man hätte die Suppe am liebsten im Nu verschlungen, wenn sie nicht so heiß gewesen wäre. Rindsuppe gab es zuhause nur zu Ostern oder zu Weihnachten, sonst wurde nie Rindfleisch eingekauft. Vater kaufte uns jedem auch noch ein Kracherl. Die Flasche hatte als Verschluß eine Glaskugel die man eindrücken mußte. Coca Cola gab es damals noch nicht bei uns.  Im Gasthaus gab es verschiedene Gerichte, für jeden Geldbeutel etwas. Vom Braten bis zum Gulasch und Beuscherl. Aber alles lockte uns nicht sosehr wie die Krakauer und die Frankfurter Würstl. Ich weiß auch nicht was daran so besonderes war. Und doch war es für mich und meine Geschwister das Beste was wir je gegessen haben. Man konnte ganz kleine Stückchen abbeißen um den Genuß recht lange hinauszuschieben. Wenn ich heute, im fortgeschrittenen Alter, daran zurückdenke, habe ich schon viele Würste und Aufschnitte gegessen, doch nichts war je so gut wie damals die Kirtagswürstl".  




                   Der Kirtag und auch das Angebot hat sich an unsere Zeit angepaßt


 


  

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