Donnerstag, 27. April 2017

Zäune - Zeugnis alter bäuerlicher Kultur

Früher war jedes Feld und jede Wiese eingezäunt. Man sagte auch "eingefriedet". Gehütet, von einem Hüterbuben, wurden die Kühe eher selten.
Das Vieh wurde einfach einmal in diese, bald in eine andere der eingefriedeten Wiesen
getrieben. 
Einfache Zäune, wie sie gebräuchlich waren hielten nicht lange. Das Vieh versucht oft durchzubrechen 
und zerstörte dabei das Gehege. Nicht umsonst baute man daher schon seinerzeit die Zäune so kunstvoll
und zweckmäßig, dass sie möglichst lange hielten. Das galt auch für das "Gatterl", den primitiven, aber dauerhaften als "Schoßlucka" bezeichneten Durchgang.
Für das Gatter wurde an jeder Seite des Zaunes ein doppelter Pflock gesetzt. Diese Pflöcke
waren aber ungleich, einer schwächer, der andere stärker. In den stärkeren wurden Zapfen eingebohrt.
Damit nun die Stecken fest zusammen hielten, wurden sie oben mit einem
Zaunring aus Fichtenästen verbunden. Dieser Gatter (Durchgang) war so wie der Zaun äußerst
dauerhaft. Das Vieh konnte es nicht so leicht beschädigen. Dabei brauchte man nicht
einen einzigen Nagel und kein Stück Draht kam in Verwendung. Das Passieren einer
"Schoßlucka" war nicht schwer. Man schob den Pflock einfach zur Seite und der Weg war
frei. Außerdem gab es, so erforderlich, sogenannte "Stiegel" (Stufen), die ein Übersteigen 
des Zaunes ermöglichten.
Die Vorarbeiten für das Einzäunen begann schon im Herbst mit dem Abhacken von 
Ästen. Die längsten Äste mit möglichst dichtem Reisig wurden aussortiert, vom "Gras" 
(kleine, dünne Zweige) befreit und bis zum Frühjahr aufbewahrt. Solche kahl geputzten 
Äste hießen "Gachten" und wurden zum Verflechten der Pflöcke verwendet.
Das im Stodertal vorwiegend gebräuchliche "Speltenhag" wurde hergestellt, indem
Lärchenpflöcke in  einem Abstand von ca. 40 cm - und zwar geschränkt - in das Erdreich 
getrieben wurden. 
Die "Spelten" aus gespaltenen Lärchenstämmen, waren ungefähr  zwei Meter
lang. Sie wurden zwischen die geschränkten Pflöcke gelegt und dann 
eingeflochten. Das ganze Gefüge sah aus wie ein Korbgeflecht: eine Spalte, darüber
eine Gerte, und so weiter. Von den Fichtengerten galt: je länger, je besser und je dünner, 
je besser. Die Reste des alten Zaunes wurden für ein Feuer verwendet, über dem man 
die Gerten "bähte" (erhitzte und bog)
Gleich wie in der Landwirtschaft war den Knechten auch beim "Zäunen" eine ganz
bestimmte Arbeit zugeteilt. Beim Zäunen z.B. hatte der "Moar", (Chef der Knechte und Mägde)
die Stecken zu setzen. 
Der "Prügelknecht" legte die "Spelten", der "Ableerer" flocht die daumendicken Gerten ein,
welche der "Stummel" am offenen Feuer "gebäht" (erhitzt und gebogen) hatte, um sie 
biegsam und drehbar zu machen. Die übrigen Knechte hatten nicht nur den Zaun zu "putzen",
ihnen oblagen auch andere Vorarbeiten. Sie mussten das zum Zäunen notwendige Material,
Stecken, Spelten, Gerten, herbeizuschaffen.
Was für die Gemeinschaftsarbeit beim Speltenhag galt, galt auch für andere Arten von 
Zäunen, z.B. für den Schwartlingzaun, der in unserer Gegend noch heute oft errichtet wird.
Bei diesem Zaun lag die erste Partie auf einem Steinunterbau auf und die Gerten wurden 
sodann als "Ringe" eingeflochten. Bei diesem Zaun werden die Pflöcke aber nicht 
verschränkt, sondern paarweise gesteckt.
Im Frühjahr gab es, an den hauptsächlich durch Schneedruck  beschädigten Zäunen, 
Arbeit über Arbeit. Es waren ja nicht nur die Felder und Weiden einzuzäunen, sondern
auch die Weidegründe auf den mehrere Stunden entfernten Almen, die der Bauer teils
im eigenen Interesse, teils auf Grund eines Vertrages, zu umzäunen hatte. Da ging es
häufig um viele Kilometer.
Als Pfarrer Lehner 1889 nach Hinterstoder kam, gab es kaum einen anderen als den Speltenzaun,
aber schon kurz nachher wurden diese Zäune immer seltener. Einfachere
Zäune traten an diese Stelle. Ausdrücklich betont der genannte Pfarrer in seinen
Aufzeichnungen, dass er es war, der die ersten Fichtenhecken gepflanzt, und dass alle derartigen 
Hecken des Ortes auf ihn zurückzuführen sind.
                                                                                         Aus der Chronik von Hinterstoder und Wikipedia














Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen