Freitag, 19. Mai 2017

Von den Hühnern am Bauernhof und von Legebatterien

Von meiner Jugendzeit, als Schulmädchen, in den 1930er Jahren.
"Wenn wir Bergbauern auch nur eine kleine Landwirtschaft hatten, so waren neben ein paar Kühen, Schweinen, Ziegen, Hasen immer viele Hühner auf dem Hof. Für die Hühner sorgten hauptsächlich meine Geschwister und ich.
Wenn eine Gluckhenne Junge hatte, dann ließ sie uns nicht sehr nahe an die Kücken heran. Eine Hühnermutter bewachte alle ihre Kücken und würde mit jedem kämpfen, der ihr eines ihrer Jungen wegnehmen würde. Ich habe sogar gesehen wie sie einmal einen jungen Fuchs verjagt hat. Wenn die kleinen, wolligen Bibihenderl aus den Eiern schlüpften wurden sie schon von ihrer Mutter belehrt welches Futter sie fressen können. Sobald die Henne einen Wurm hatte, lockte sie mit einem eigenartigen meckernden Ton ihre Kücken zur Mahlzeit.
Wenn die Kücken größer wurden und unter der Henne nicht mehr Platz fanden, setzten sie sich einfach auf ihren Rücken.
Wir bauten für unsere Hühner Nester in die sie ihre Eier legen sollten. Leider taten sie das nicht immer und bauten sich selber ihre Nester. Eine Aufgabe für uns Kinder war es diese Nester zu suchen. Wir fanden sie an ganz versteckten Stellen und manchmal fanden wir sie erst Wochen später, wenn die Eier nicht mehr verwendet werden konnten oder die Bruthenne mit ihren Jungen zum Vorschein kam.
Heute gibt es Maschinen, die das Brüten ersetzen und gleich tausende Eier auf einmal ausbrüten. Heute holen die Bauern die Kücken in einer Kiste aus der Brutanstalt nach Hause. Nur zum Eierlegen braucht man noch die Hühner. Heute gibt es Legebatterien in denen tausende Hühner gehalten werden und die Eier am Fließband produziert werden.
Bei uns wurden im Frühling, wenn es noch kalt war, die Kücken in einem Karton auf den Kachelofen gestellt. Dort hatten es die kleinen Henderl warm und es war in der Stube sehr gemütlich wenn sie leise vor sich hinpiepsten. Sie fühlten sich zart, weich und wollig an.

Ich mochte unsere Hühner sehr und es traf mich bis in das Herz, wenn man sie schlachtete und ihnen einfach den Kopf abschlug. Sie hatten einen unglaublichen Willen zum Leben. Selbst ohne Kopf liefen sie noch ein paar Meter bis die Lebensgeister erloschen. Heute werden die Hühner maschinell getötet. Weglaufen können sie nicht mehr".

 




Kücken in der Brutanstalt

Legebatterie

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