Freitag, 23. Juni 2017

Kriegspost aus dem 1. Weltkrieg.

Wie es den Groß-, Ur- oder Ururgrosseltern gegen Ende des 1. Weltkrieges ergangen ist, kann man aus Briefen ersehen, die ein Stodertaler Bauer damals als verwundeter Soldat in einem Lazarett in Tirol an seine Frau geschrieben hat.

"Gute, werte, liebe, unvergessliche Annerl! (Name geändert)
Am Anfang meines Schreibens begrüße ich Dich und unsere Kinder recht herzlich und ich hoffe, es werden meine Zeilen Dich, meine geliebte Annerl, und meine lieben Kinder, in bester Gesundheit antreffen. Was ich Euch allen von Herzen wünsche. Liebste Annerl und Kinder, ich mache Euch bekannt, dass es mir nicht zum Besten geht. Nämlich nicht wegen der Wunde, die ist nicht so gefährlich, aber ich bin immer so schwach. Das macht der Blutdurchfall und dazu die schlechte Menage (Verpflegung). Das macht mich ganz kaputt. Ich bin wegen Erholung in das Lazarett geschickt worden. Aber da kann ich mich nicht erholen, da werde ich noch schlechter.
Meine beste, liebste Annerl, ich habe den Arzt gebittet (gebeten) wegen einer Milch. Er hat mir zur Antwort gegeben, es ist keine da. Das ist traurig. Ich kann es nicht mehr aushalten. Das Sauerkraut und Rüben und Kaffee. Lauter Wasser und kein Brot. Kaufen kann ich mir auch nichts, weil ich nichts bekomme. Meine vielgeliebte Annerl, schicke mir etwas, sei es was es will, wenn es nur was zum Essen ist. Ich bitte Dich meine liebste Annerl, sonst muss ich vor Hunger sterben. Ich bitte Dich, verlass mich nicht, ich werde Dich auch nicht verlassen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Ich schließe mein Schreiben mit vielen herzlichen Grüßen und Küssen an Dich und die Kinder und alle zu Hause. Lebe wohl".

Ein weiterer Brief: " Liebste Annerl, ich grüße Dich mit innigster Liebe am Anfang meines Schreibens und hoffe es wird Dich bei bester Gesundheit antreffen, was ich Dir und allen von Herzen wünsche. Meine allerliebste Annerl, ich mache Dir bekannt, dass ich den Brief von Dir mit herzlichster Freude erhalten habe und auch vielgeliebte Annerl mache ich Dir bekannt, dass ich auch das Kistchen was Du mir geschickt hast mit großen herzlichen Freuden erhalten habe. Meine vielgeliebte und gute Anni, es war alles in gutem Zustand. Ich mache Dir bekannt was darinnen war:
Äpfel und 2 Strutzen Brot und Zwetschken und Fleisch und Schnaps. Meine liebste und gute Anni das freut mich sehr von Dir, dass Du so gedenkt hast (gedacht hast) auf mich. Ich danke Dir vieltausendmal dafür. Alles ist sehr gut, der Schnaps der tut mir sehr gut. Weil ich immer Bauchschmerzen habe von dem sauren Kraut und Rüben und auch von den Kartoffeln, die sind so schlecht. Man bekommt sie ganz alser kalte (ganz kalt) und stinken tun sie auch. Liebste Annerl, man muss alles zusammen essen wie ein Schwein. Da muss ich auch Bauchschmerzen bekommen und wenn man wo hineingeht und will was kaufen, dann heißt es, nein, fürs Militär haben wir nichts.




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