Freitag, 17. November 2017

Eine Stodertalerin erzählt vom guten Appetit in der Kindheit

"In meiner Kindheit, in den 1930er Jahren, mußten wir nicht wirklich Hunger leiden, aber meine Geschwister und ich hatten immer Appetit. In unserem Bauernhof erzeugten wir viele Lebensmittel selbst und hatten daher genug zum Essen. Wir konnten Unmengen essen und waren trotzdem spindeldürr. Mein Vater, die Großmutter und wir 4 Kinder, 2 Mädchen und 2 Buben, bekamen von meiner Mutter abwechslungsreich zu essen. Meiner Mutter fiel immer wieder etwas Neues ein. Es gab Polenta, Sterz, Erdäpfelgulasch, Milchrahmstrudel, Topfenseiling, Reisauflauf, Grieskoch und Apfelschmarrn. Wenn Vater Forellen vom "Schwarzfischen" heim brachte, mußten wir uns beim Essen immer sehr beeilen. Einmal kamen auch Gendarmen zu uns nachschauen und schnüffelten in der Küche. Wir haben die Pfanne mit den Forellen schnell im Backofen verschwinden lassen. Ich glaube aber sie haben es doch gerochen. Gott sei Dank sind sie wieder gegangen.
Fleisch gab es nur selten, höchstens am Sonntag oder wenn ein Schwein geschlachtet worden ist. Dann gab es frische "Blunzen" (Blutwürste). Zu ganz besonderen Anlässen gab es Schweinebraten mit Kümmel, Leberknödel oder Krenfleisch vom Schweinskopf und den Ohren. "Lingerl" wurde von den Eingeweiden, Herz, Lunge und Magen gemacht. Sulz gab es zur Jause.
Das Surfleisch wurde in eine besondere Beize aus Kräutern und Gewürzen gelegt. Dazu gehörte Koriander, Knoblauch, Kümmel, Pöckelsalz und noch mehr. Das war aber das Geheimnis der Köchin. Vom Geselchten hatte man das ganze Jahr über einen Vorrat zu Hause. Der Speck wurde ausgelassen und davon Grammelknödel gemacht.
Wenn Mutter Einbrenn machte, waren wir meistens schon so hungrig, daß wir mit dem Finger die Einbrenn aus der Pfanne  stibitzten (stahlen). Manchmal ließen wir nicht mehr viel übrig.
Besoffene Povesen gab es nur wenn wir  Besuch hatten. Manchmal gab es auch gebackene (Teig)- Mäuse, Palatschinken oder Kaiserschmarrn. Zu Besuch kamen meistens "Goden-Kinder" (Taufkinder) von der Großmutter. Sie hatte 23 "Goden-Kinder".
Wenn der Holler blühte, wurden die Strauben (Blüten) in Eierteig getaucht und in Fett herausgebacken. Dazu gab es Salat oder Kompott.
Oft gab es Fleckerlspeise mit geröstetem Zwiebel darüber und mittwochs gab es immer Sterz.
Im Winter aßen wir Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster.
Wenn Vater von der Arbeit kam stand im Ofenrohr immer sein Essen bereit".




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